Bericht Nr. 36 (26.06.2016): Auf Dienstreise zurück in Shenyang

Liebe Leser,

seit 2 3/4 Jahren bin ich nun zurück aus China und jetzt war ich vom 20. - 24.6.2016 das erste Mal auf einer Dienstreise zurück in Shenyang. Und die Eindrücke, die ich dabei gesammelt habe, sind es schon wert, sie "zu Papier" zu bringen...

Irgendwie hatte ich mich gar nicht so sehr gefreut, wieder zurück zu kommen. Ich war mir nicht sicher, wie ich überhaupt empfangen würde. Würde man sich überhaupt noch an mich erinnern? Würde ich die Stadt wiedererkennen, schließlich hatte sie sich damals unglaublich schnell verändert. Aber meine Bedenken waren sehr schnell vorüber. Am Flughafen in Shenyang holten mich meine ehemalige Teamassistentin Chloe und mein ehemaliger Fahrer Xiao Chen ab. Als sie mich auf dem Weg zum Gepäckband sahen, sprangen sie vor Freude herum wie die Kinder! Und beide umarmten mich mehr als freundlich. Das ist echte Wiedersehensfreude!

In beiden Werken erging es mir ähnlich, wie hier am Flughafen. Viele ehem. chin. Mitarbeiter waren aufgeregt und begrüßten mich sehr herzlich - einige sogar unter Freudentränen. Neben meinen vielen dienstl. Terminen war ich völlig ausgebucht, denn alle wollten mich sehen, mit mir sprechen und mich herzlich umarmen. Aber auch von den Expats, die mich noch kannten, wurde ich ausserordentlich herzlich begrüßt. Die Tage waren - wie damals - lang, denn tagsüber war ich ausgebucht mit Terminen und Abends waren wir entweder in größeren Gruppen beim Essen od. ich war bei Kollegen zu Hause eingeladen. Und nachdem ich meine eMails schließlich auch bearbeiten musste, war das eben noch spät Nachts dran. Aber wie auch immer, ich war überwältigt und gerührt von so viel Freundlichkeit, Herzlichkeit und echter Wiedersehensfreude.

  

Und die Stadt? Der Verkehr ist nochmals deutlich schlimmer geworden, sodass ich jeden Morgen im Stau stand. Gleichzeitig entstanden aber auch ein dritter und vierter Ring um die Stadt, sodass die Anbindung der beiden Werke sich doch deutlich verbessert hat. Den Bauboom habe ich differenziert erlebt. Einerseits sind tatsächlich viele neue Hochhäuser u. Wohnsiedlungen entstanden. Andererseits sind aber einige Großbaustellen, die vor drei Jahren eigentlich schon fast fertig schienen immer noch nicht fertig. Das reduzierte wirtschaftliche Wachstum - "the new normal" - hat also auch zu reduzierter Bautätigkeit geführt. So zumindest in der Stadt. In beiden Fahrzeugwerken ist das völlig anders. In Dadong entstand z.B. die sog. Norderweiterung - das ist keine Erweiterung, sondern eigentlich ein völlig neues Werk! Hallen so groß, dass man die Erdkrümmung darin sieht. Nun, das ist natürlich übertrieben, aber gewaltig groß ist das schon. Und das Werk Tiexi hat sich prächtig entwickelt, es macht schon Freude, das zu sehen und dort zu arbeiten. 

Aber auch das Leben hat sich für die Expats weiter verbessert! Auffällig ist, dass es nun einige Restaurants gibt, in denen mach auch draussen sitzen und essen kann. Das war vor drei Jahren noch - bis auf zwei Ausnahmen - völlig unüblich, schließlich wollen Chinesen nicht braun werden.

Also ein Abenteuer scheint das nun nicht mehr zu sein, sicher noch oft eine Herausforderung, aber eben doch deutlich leicher als noch vor Jahren. Schade nur, dass wohl einige Expats immer noch ständig nörgeln und unzufrieden sind, so berichteten mir das übereinstimmend einige Kollegen. Aber es gibt eben Menschen, für die das Glas immer halb leer und nicht halb voll ist.

Auf jeden Fall ging diese Woche unglaublich schnell vorüber und ich freue mich schon darauf, bei einer weiteren Dienstreise wieder zurück "nach Hause" zu kommen.